Über das Projekt »Maulwurfstadt«

Was ist das hier?!

In vielen Informatik-Lehrplänen der Oberstufe steht das Thema »Datenbanken« auf dem Plan - SQL, Datenmodelle, eERM, referenzielle Integrität usw. Wir unterrichten das seit Jahren, und es hat uns genervt, dass alle Themen so zusammenhanglos im didaktischen Nichts herumstehen: die Fahrraddatenbank, die Schülerdatenbank, erstelle ein ER-Diagramm für den Süßigkeitenladen um die Ecke, erstelle die Tabellen für ein Soziales Netzwerk … Das ist nicht schlecht, aber irgendwie so … »Unterricht«.

Deshalb packen wir die ganze Unterrichtseinheit in eine comicartige Geschichte, in deren Fortschreiten wir die relevanten Themen erlernen. Alle Themen werden an einer einzigen, großen Datenbank behandelt - die enthält eine riesige Sammlung von privaten Daten der Einwohner von Maulwurfstadt. Diese Daten wurden im Jahr 2033 vom CyberHQ gesammelt, und Kommissar Smith soll das geheime Projekt leiten.

[Inspiriert ist diese Idee übrigens vom Roman NSA von Andreas Eschbach - die Nationalsozialisten haben bereits Computertechnologie und überwachen die Bevölkerung. Alle SQL-Abfragen werden natürlich auf Deutsch formuliert …]

Damit alle mitmachen können, haben wir ein online abrufbares Terminal installiert - das Maulwurfstadt-Terminal. Hier können SQL-Abfragen von beliebigen Endgeräten (also auch Tablets, iPads …) direkt auf die Datenbank ausgeführt werden, Sie brauchen nur einen Internetanschluss.

Aktuell (Februar 2022) sind wir so einigermaßen fertig. Allerdings wollen wir die Daten in der Datenbank noch etwas ändern, so dass die Story noch schlüssiger wird.

Exkurs: Unterrichtsthema Datenschutz

Bevor wir zur Technik kommen: Im Gegensatz zur Fahrradladendatenbank haben wir hier tausend Anknüpfungspunkte zum Thema Datenschutz - denn tatsächlich speichern Dienste wie Google, Apple, Microsoft oder der ganze Social-Media-Haufen (von Facebook über Tiktok zu Snapchat) unsere Daten, und man kann sie jederzeit abrufen. Sehr lesenswert z.B.: Massive Online-Überwachung: Google ist "am besten", Apple "phänomenal" (heise.de 27.02.2022) Auszug gefällig?

Google-Standortdaten auch nach Jahren noch zuzuordnen

[Der Ermittler …] habe an unzähligen lange Zeit ungeklärten Fällen mitgearbeitet, bei denen die Daten nach "fünf, sechs, sieben Jahren" noch den Verdächtigen etwa bei einer Fahrerflucht oder einem sexuellen Übergriff zuzuordnen gewesen seien. Wenn die Leute ihre Smartphones bei sich trügen und ein Gmail-Konto hätten, sei den Fahndern das Glück hold: "Und das passiert häufig." …

Sehr aufschlussreich sei es zudem, Google nach Suchverläufen zu fragen, sagte Tuma. Er habe es bei mehreren Morduntersuchungen miterlebt: Täter suchten über den Dienst tatsächlich etwa danach, "wie man eine menschliche Leiche entsorgt".

MySQL oder SQLite?

MySQL hat einen gewaltigen Nachteil: Ein MySQL-Server muss auf dem Client laufen. Bei 100 Schüler/innen gibt es, selbst wenn alle einen Rechner zuhause haben, bei mindestens 7, 8 Probleme, weil der xampp, der wamp oder der MAMP nicht funktionieren. Sehr beliebt ist der belegte Port 80.

Nach gefühlt 50 Jahren MySQL steigen wir hiermit komplett auf SQLite um. Download, Installation, Benutzung ist wesentlich unkomplizierter als mit MySQL.

Details und Download-Links zur verwendeten Software, Benutzung des Online-Terminals usw. finden Sie hier.

Sind alle Namen in der Datenbank echt?

Natürlich nicht. Alle Daten sind zufallsgeneriert. Für die Personen haben wir häufige Vornamen, Nachnamen genommen und die zufällig zusammengefügt. Kontostände, Monatseinkommen, Gewicht und Größe, all das ist zufällig (wobei wir uns echt bemüht haben: ein 4-jähriges Kind wird keine 190cm groß sein, und die älteren Bürger/innen haben vorzugsweise graue Haare).

Falls Sie sich also in der Datenbank finden, gehen Sie bitte von einer großen Zufälligkeit aus.

Wer hat dies alles geschaffen?

Wir. Oliver Kilthau. Berthold Metz. Wir sind Informatiklehrer/innen und widmen unser Leben der Generierung appetitlicher Unterrichtsmaterialien für den Informatikunterricht (und der Beförderung des Nominalstils, aber das nur am Rande). Wer mehr wissen will, liest z. B. hier.

Dann danken wir ganz dringend und intensiv Sascha Mertens. Der hat nämlich die Weboberfläche für die SQLite-Abfragen erzeugt und uns zur Verfügung gestellt - ohne ihn gäbe es dieses appetitliche Tool nicht!